Ein Bericht über meinen Auftritt im PZ-Forum vom 3. November 2015.
Der alltägliche Umgang mit sozialen Netzwerken ist längst nicht mehr nur ein Phänomen der Jugend. Das erklärte bei der PZ-Podiumsdiskussion über die digitale Welt am Dienstag nicht nur PZ-Redakteur und Moderator Simon Walter, jeder konnte es auch sehen: Obwohl vorwiegend Eltern und Großeltern unter den fast 200 Besuchern im PZ-Forum waren, zückten viele laufend ihre Smartphones, die teilweise sogar klingelten. „Es ist ein Thema, das uns alle betrifft“, brachte es Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger der Pforzheimer Zeitung, auf den Punkt.
Die Gefahren, die das Internet mit sich bringt, beleuchteten drei Experten von allen Seiten, was bei den aufmerksamen Besuchern unterschiedlichste Reaktionen und Emotionen auslöste. Über die Preisgabe der persönlichen Daten im Internet sowie deren kommerzielle Nutzung informierte Clemens Beisel, Diplom-Sozialpädagoge beim Stadtjugendring. Der Social-Media-Coach (www.clemens-hilft.de) zeigte am Beispiel junger Youtuber aber auch, welche Chancen im Netz vorhanden sind.
Polizeioberkommissar Dirk Schäfer sprach von Depressionen, die auftreten können, wenn man ständig mit Glücksmomenten und Halbwahrheiten seiner Facebook-Freunde konfrontiert werde. Anhand von Statistiken verdeutlichte er, wie schwerwiegend die Themen „Cyber-Mobbing“ und Internet-Kriminalität für die Polizei sind. Für den perfekten Einstieg ins Internet hat Schäfer die Webseite der Stadtbibliothek Pforzheim empfohlen.
Eine mögliche Smartphone-Sucht thematisierte Petra Fakler vom Netzwerk Looping. Zwar könne man hier noch nicht von einer offiziellen Abhängigkeit sprechen, bei Computerspielen hingegen sei bereits ein nachgewiesenes Suchtpotenzial vorhanden.
Handy-Nutzung einschränken
In einem Punkt waren sich die drei Referenten einig: Ein Verbot von Internet und Smartphones bei Kindern sei nicht der richtige Weg. Eher solle man klar definieren, was Kinder und Jugendliche machen dürfen, und ihnen die „Seitenstraßen des Internets“ zeigen, also Portale jenseits von Amazon, Facebook und YouTube.
„In der Schule dürfen wir das Handy nur in der Mittagspause benutzen“, erklärte YouTube-Star Johannes Becht, der durch ein selbstgedrehtes Musikvideo die Aufmerksamkeit von Millionen Jugendlichen erhielt. Auf die Frage, wer sich daran halten würde, sagte der junge Gymnasiast nur: „Keiner“, was für Erheiterung unter den Gästen sorgte. Er gab zu, dass jeder so seine Tricks habe, um das Handy in der Schule zu benutzen. Auf der Schule von Instagram-Sternchen Clara Montanus sei das Handy gar nicht erst verboten.
Für SJR-Chef Wagner ist seit kurzem auch klar, dass seine Mitarbeiter ein Smartphone benötigen. Zunächst wäre er skeptisch gewesen, „aber nur so können wir den Kontakt zu den Jugendlichen aufrecht erhalten“, betonte Wagner und fügte hinzu, dass Medienkompetenz für die Arbeit beim Stadtjugendring wichtig sei. Er verdeutlichte den Eltern, dass die Angst ausgegrenzt zu werden, das eigentliche Problem an der modernen Internetwelt ist.
Wie aber etwa gehen die Internet-Bekanntheiten mit negativen Kommentaren um? „Auf konstruktive Kritik gehe ich sehr gerne ein, alles andere lösche ich“, sagte Clara Montanus, die über 80.000-Follower hat. Für die Rapper Kid Maestro und Arabo ist Kritik wichtiger, denn daraus würden sie lernen. Alle haben gelernt, auf ihre ganz eigene Art mit negativen oder gar beleidigenden Kommentaren umzugehen. Das sei das Wichtigste, wie Sozialpädagoge Beisel bereits im Vorfeld erklärte.
Autor: Domink Tuerschmann
Original erschienen auf PZ-news.de.
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